PR-Honorare und Musterverträge

Was ein Säckchen Mehl kostet und wie sich sein Preis entwickelt, wissen wir. Dafür gibt’s schließlich amtliche Statistiken. Wer überlegt, eine PR-Agentur zu beauftragen, möchte auch und zu Recht wissen, was das denn welche Dienstleistung kosten könnte. Und wer als Dienstleister ein Projekt anbieten möchte, hätte ebenfalls gern eine Orientierung. Deshalb sind Informationen zu Honoraren von Agenturen und PR-Beratern sehr gefragt – ähnlich wie Musterverträge. Allerdings ist es nicht ganz einfach, an freie Informationen hierzu heranzukommen.

Etwas erstaunt war ich schon: Vor gut einem Jahr habe ich zu diesem Thema bereits geschrieben und ein paar Tipps gegeben, welche Quellen man nutzen kann. Eine wichtige Quelle, der österreichische PR-Verband PRVA, ist nun leider versiegt. Was steht dahinter? Das Kartellrecht verbietet offensichtlich das Veröffentlichen von Honorarsätzen bzw. Durchschnittswerten, so wurde mir auf Nachfrage bestätigt. Das Problem scheint vor allem darin zu bestehen, dass unter Umständen in Verträgen auf solche Publikationen Bezug genommen werden und diese als Empfehlung interpretiert werden könnten. Und das wäre wettbewerbsrechtlich nicht in Ordnung. Die österreichischen Designkollegen hatten bereits Erfahrung damit machen und sich von ihrer eigenen Honorarübersicht distanzieren müssen (pdf).

Ich meine, dass ein Verband keine Honorarempfehlungen aussprechen sollte, es aber doch möglich sein sollte, zumindest durchschnittliche Honorare für bestimmte Leistungen zu erheben (im Zweifel im Rahmen wissenschaftlicher Forschung). Der deutsche PR-Verband DPRG hat das jedenfalls gerade eben getan und vor zwei Wochen seine neueste Honorar- und Trendumfrage veröffentlicht. Sie ist wohl die ausführlichste Studie zum Thema. Mitglieder erhalten sie kostenlos, Nicht-Mitglieder bezahlen 45 Euro. Hier wurde übrigens festgestellt, dass die Honorare der Einzelberater seit der letzten Erhebung gesunken sind, während mittlere und größere Agenturen Erhöhungen durchsetzen konnten.

Wer auch mit nicht ganz aktuellen Zahlen zufrieden ist, findet nach wie vor vieles beim mediafon. Sehr ausführlich und recht aktuell sind die „Vertragsbedingungen und Honorare 2008“ für Freie, die der Deutsche Journalistenverband (djv) zum Download (pdf) bereit hält. Dort finden sich neben vielen Informationen für Journalisten ein (kleiner) Abschnitt zu PR und auch einer zu Honoraren für Fotografen. Für alle, die sich selbständig machen wollen, ist besonders jener Abschnitt empfehlenswert, der erklärt, wie Stundensätze zustande kommen. Es ist klar, dass die erwähnten Quellen lediglich sehr grob einen Ist-Stand erheben und die genannten Honorare nicht als Empfehlungen zu verstehen sind. Schließlich unterscheidet sich jeder Auftrag vom anderen und macht eine individuelle Kalkulation notwendig.

Weil wir gerade bei Rechtsfragen sind: Wer sich nicht sicher ist, wie man mit einer Agentur einen Vertrag schließt, findet beim Pressesprecher-Verband hierzu eine Handreichung mit Mustervertrag (pdf). Dort ist zwar immer wieder von Werbung statt PR die Rede, aber ich denke, juristisch ist das nicht so entscheidend. Ausführlich, aber mehr für die Dienstleister geschrieben, sind die erwähnten Tipps des djv.

Kennt jemand noch weitere empfehlenswerte Quellen zur Zusammenarbeit mit Agenturen und zu PR-Honoraren?

2 Kommentare

  1. Ja, kenne ich: http://www.werbecheck.de/html/rotstift.html. Ein kommerzielles, kostenpflichtiges Angebot – das sich auch hauptsächlich auf klassische Werbung bezieht. Es enthält also auch Grafik-Honorare etc. Zudem Checklisten – etwa, was man auf Messen mitnehmen sollte. Ich finde es sehr hilfreich.

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