PR und die Licence to operate

Bei Klaus Eck wird im Moment eine interessante Diskussion zu Social Media und PR geführt. Unter anderem geht es um den ROI und um Dialoge. Bereits vor einigen Wochen lief eine ähnlich spannende Diskussion im Sympra-Blog.Und McKinsey hat gerade eine Studie zum Nutzen von Social Media für Unternehmen vorgestellt. Hier geht es v.a. um Vorteile bei Innovationen, Marketing, Wissen, Kosten und Umsätzen.

Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber mir fehlt in solchen Diskussionen oft ein Aspekt, den ich als nicht unbedeutend empfinde: Die Licence to operate. Deshalb crossposte ich meinen Kommentar aus dem PR-Blogger:
„Mir fehlt in Diskussionen wie dieser immer wieder eine Rückbesinnung auf eine wichtige Aufgabe der PR: Einen Beitrag zur Sicherung der Licence to operate zu leisten! Uns PR-Leuten ist dies vermutlich so klar, dass wir es oft gar nicht ansprechen, aber da dies über Marktforschung hinaus geht, verdient dieser Aspekt meiner Meinung eine Erwähnung.Es ist für mich ganz klar, dass Unternehmen und ihr langfristiges Bestehen nicht nur von gesetzlichen Rahmenbedingungen und dem Absatzerfolg, sondern stark auch von öffentlicher Meinung abhängig sind. Durch Dialog kann ich meine Position erklären und zumindest um Verständnis dafür (nicht unbedingt Akzeptanz) werben. Umgekehrt gehört zum Dialog auch, andere Positionen wahrzunehmen und zu akzeptieren – und im Zweifelsfall eben auch zu erkennen, dass die eigene Position nicht gehalten werden kann (eine Frage der Macht). Das heißt, PR muss dann nach innen wirken: Ziel ist die Verhaltensänderung, um die licence to operate nicht zu riskieren. Dass Social Media ganz neue, direkte Möglichkeiten zur Aushandlung solcher Fragen zwischen Unternehmen und Stakeholdern bieten, liegt auf der Hand.

Vor diesem Hintergrund lässt sich z.B. sehr einfach erklären, warum sich die Energieversorger beim Atomthema so schwertun.

Im Prinzip ist diese Argumentation natürlich uralt: Sie baut auf die offene Systemtheorie auf und versteht PR als Grenzstelle ihrer Organisation (i.S. von Luhmann) – auf die PR bezogen stecken diese Überlegungen weitestgehend schon in den PR-Modellen der siebziger/achtziger Jahre (z.B. Grunig). Hierauf lassen sich für die aktuelle Situation der Social Media-Welt weitergehende Modelle aufbauen.“

1 Kommentar

  1. Sehr interessanter Aspekt, der sich unter anderem in der Debatte um die Selbstregulierung von Unternehmen findet, gerade in Bezug auf Kriegsschauplätze der Corporate Culture wie der Bekämpfung von Kinderarbeit in sweat shops.
    Die Legitimation ist bei der Selbstregulierung der Knackpunkt. Die erfolgt natürlich durch den/die Nationalstaaten, aber eben auch NGOs und durch die Öffentlichkeit.
    Gibt es kein öffentliches Vertrauen in die Regulierung durch die Unternehmen, wird ihnen damit ein Teil der Legitimation entzogen. Der Willen einer öffentlichen Mehrheit kann dann von der Politik aufgegriffen werden und in staatlicher bzw. transnationaler Regulierung durch Regime enden.
    Kommunikation ist ein wichtiges Instrument, um die Transparenz zu gewähleisten, die das Vertrauen schafft und damit Legitimation ermöglicht. So long. :-)

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