Lokale soziale Netze?

Claudia Klinger hat eine spannende Diskussion angestoßen. Sie meint, es wäre doch eine tolle Sache, wenn es Social Networks gäbe, die auf den regionalen Nahraum ausgerichtet sind. Als mögliche Vorteile sieht sie:

„Die ganze Palette der Nachbarschaftshilfe und der freiwilligen Arbeit könnte eine neue Blüte erleben: Nachhilfe, Babysittig, Teilen von Werkzeugmachinen, Katze füttern, Blumen gießen, Hund ausführen, im Urlaub die selbst begärtnerte Baumscheibe pflegen, alte Menschen besuchen und vieles mehr. Auch stadtteilpolitische Aktivitäten könnten über das LSN organisiert werden. Man fände leicht Partner für diverse Hobbys und Freizeitaktivitäten jenseits des bloßen Konsums von Waren und Dienstleistungen.“

Anhand konkreter Beispiele zeigt sie mehrere Szenarien für solche Lokale Soziale Netze (LSN). Der Beitrag hat eine lesenswerte, teilweise kritische Diskussion ausgelöst. Besonders auffällig für mich: Fast zeitgleich fand ich im Reader die Meldung, dass in den USA Walmart 3.500 Facebook-Seiten auf den Weg gebracht hat, die – gekoppelt mit entsprechenden Apps – die jeweils regionalen Supermärkte und die Anwohner zusammen bringen sollen. Während also im einen Beitrag die Perspektive von Bürgern aufgezogen wird, ist in den USA zumindest offenbar die Wirtschaft am Thema dran. Ob sich das auf die Berliner Eckkneipe übertragen ließe, ist sicher eine andere Frage.

Mir waren bisher Lokalisierungsfunktionen in Social Networks (z.B. in Google+) ehrlich gesagt wenig attraktiv erschienen, denn in meiner Wahrnehmung zielen sie vorwiegend darauf ab, Personen aus dem eigenen Netzwerk, die sich in der Nähe aufhalten, anzuzeigen. Die Idee, dieses Matching themen- (oder problem-)bezogen anzugehen, erscheint mir – zumindest für mich selbst – attraktiver. Also ginge es nicht darum, eine mir bekannte Person zu finden, sondern jemand, der mir ein Problem löst, eine Dienstleistung bietet etc. Bezogen auf Dienstleistungen bzw. Handel bieten das ja bereits Apps wie „Around me„.

Keine Ahnung, ob ein weiter gedachtes Lokales Social Network tatsächlich eine Chance hätte (evtl. ja als Funktion innerhalb von Facebook und Co.). Mir scheint aber, dass es sich lohnt, in diese Richtung weiter zu denken. Ein anderer Faden: Nach meinem Eindruck wird in einigen Städten darüber nachgedacht, wie Bürgerkommunikation und -beteiligung mit Social Media intensiviert werden können. Vielleicht lassen sich solche Fragestellungen und Ideen, wie sie Claudia Klinger gesponnen hat, verknüpfen…